Dudensen im Profil
Dudensen gehört zur Gemeinde Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover. Noch bis Anfang der 60er Jahre wurde im Dudenser Moor Torf gestochen und auch zum Heizen der Häuser verwendet. Heute befinden sich weite Flächen im Landschaftsschutzgebiet Dudenser Moorgeest. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur ist den Dudensern ein Anliegen, was im Slogan „ein Stück Natur im Mühlenfelder Land“ zum Ausdruck kommt. Die Landwirtschaft spielt nach wie vor eine große Rolle in Dudensen und wird von ihren Bewohnern in ihrer Entwicklung gestärkt. Ebenso messen sie Handel und Gewerbe eine hohe Bedeutung bei und freuen sich über ihre Handwerksbetriebe, drei Reiterhöfe, eine Hundepension, Gaststätte und ein überregional bekanntes Tonstudio.
Bockwindmühle und Lehmbackofen
Die mit viel Aufwand vom Mühlenverein renovierte Bockwindmühle ist zu einem beliebten Ausflugsziel für die ganze Region geworden; insbesondere zu den Mühlentagen und dem Mühlenfest. Ein kulinarisches Erlebnis ist die Verkostung des frisch gebackenen Brotes und Zuckerkuchens – gebacken im alten Lehmbackofen des renovierten Backhauses. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören außerdem der schöne Dorfbrunnen und die Feldstein-Kirche, die ausgebaut mit einer Küche für unterschiedliche Veranstaltungen auch außerhalb des Gottesdienstes genutzt wird. Die Umnutzung von kleineren Hofstellen bietet sich für Kunst und Kleingewerbe an.
Attraktiv für Familie mit Kindern
Um ihr Dorf voranzubringen, gründeten die Dudenser 2010 einen Dorfgemeinschaftsverein. Die Liste der seitdem verwirklichten Projekte ist lang: So wurden etwa die Dorfmitte gepflastert, mehrere Straßen mit Beleuchtung versehen, der Vorbau und der Außenbereich des Kindergartens erneuert und ein Mehrgenerationenspielplatz mit Volleyballfeld und Boulebahn für Spiel, Spaß und ein fröhliches Miteinander für Jung und Alt mitten im Dorf erstellt. Auch der Ausbau des Grillplatzes mit Schutzhütte und sanitären Anlagen zählt dazu. All diese Maßnahmen machen Dudensen noch lebenswerter und steigern die Attraktivität für Familien mit Kindern. Sehr aktiv ist auch der Freiwillige Feuerwehr. Sie hat neben der Jugendfeuerwehr, eine Kinderfeuerwehr und eine große Feuerwehrkapelle, die Veranstaltungen musikalisch untermalt. Hervorzuheben ist gleichfalls das Engagement der Landfrauen. Sie organisieren Moorführungen, Backtage und Vortragsveranstaltungen zu Themen im ländlichen Raum.
Nachhaltig: Bewahren und Entwickeln
Das Waldstück am Kuchenberg, das inzwischen 45 Hektar umfasst, beruht auf einer Initiative von Vätern, die vor 30 Jahren Bäume für ihre Kinder pflanzten. Anfang 2016 wurde die Aktion weitergeführt. Viele Anteilseigner fanden sich mit Kindern und Enkel ein, um weitere Bäume zu setzen. „Wir Dudenser – natürlich und anpackend“, das Motto der Bewohner Dudenses zeigt sich hier. Ihre Wurzeln und ihre einzigartige Natur und Landschaft zu bewahren und gleichzeitig das Dorf beständig weiter zu entwickeln, das ist ihr Ziel. Kritisch begleiten daher einige Anwohner Pläne zur Erdgasgewinnung in der Region.
Besondere Beobachtungen und Empfehlungen der Bundesbewertungskommission
Fachbereich 1: Entwicklungskonzepte und Wirtschaftsinitiativen
Im Fachbereich 1 hat Dudensen sich der Kommission unter dem Motto „Bewahren und Entwickeln“ umfassend und mit positiver Resonanz präsentiert. Die Bewertungskommission regt an zu prüfen, inwiefern touristische Angebote in überörtlicher Zusammenarbeit umsetzbar sind. Das Potenzial im Fremdenverkehr schein angesichts der landschaftlichen Attraktivität und der Freizeitmöglichkeiten, wie beispielsweise auf den Reiterhöfen, noch nicht ausgeschöpft. Die Kommission empfiehlt außerdem, zukunftsfähige Internetstrukturen mit in die Leitbilddiskussion von Dudensen einzubinden, um für die Zukunft und beispielsweise für den Bereich Home-Office langfristig gerüstet zu sein.
Fachbereich 2: Soziales Engagement und kulturelle Aktivitäten
Dudensen verfügt über eine soziale und kulturelle Infrastruktur, die es zu einem Wohnort mit Lebensqualität macht. Die Kindertagesstätte, Kirchen, Vereine und öffentlichen Plätze tragen zu einem aktiven Dorfleben bei. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Dudensen sind sich ihrer Kulturlandschaft, dem baulichen Erbe und der wirtschaftlichen Entwicklung bewusst und gestalten diese aktiv mit. Dies bezeugen zum Beispiel das in das Dorfleben eingebundene Backhaus, die Mühle und das Engagement zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Die DE-Verbundlösung steigert dieses regionale Bewusstsein zusätzlich, was der Kommission positiv auffiel.
Der Mehrgenerationenplatz verbindet auf kreative Weise alte Menschen und Familien und ermöglicht gemeinsame Freizeitaktivitäten mit Bewegungsangeboten. Der DE-Verbund sowie Kita, Vereine und die Kirche organisieren auch ortsübergreifend Aktivitäten und Feste, wie die „Mühlentage“. Dies stärkt den Austausch mit den Nachbarorten und sollte auch zur gemeinsamen Entwicklung von Strategien zur Tourismusförderung genutzt werden. Als lobenswert erachtet die Kommission die Kommunikation im Dorf, die in großen Teilen über die Vereins- und AG-Strukturen und ergänzenden Medien wie Infoblättern und Dorfhefte zu Pfingsten gewährleistet ist. Die Kommune unterstützt die Dorfentwicklung monetär und stellt damit gute Rahmenbedingungen für Vereine und Arbeitsgemeinschaften. Die jährliche Auszeichnung vor der Mühle erachtet die Kommission als vorbildlich.
Die Kommission empfiehlt, diese guten sozialen Strukturen nach der geplanten Dorfsanierung aufrechtzuerhalten und den eingeschlagenen Weg der Zusammenarbeit mit den drei benachbarten Orten im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich zu forcieren.
Fachbereich 3: Baugestaltung und Siedlungsentwicklung
Der dörfliche Charakter wird durch die behutsame Bauentwicklung bewahrt. Als sehr gelungen beurteilt die Kommisssion die einheitliche Gestaltung der Gemeinde in typischer Klinkerfassade mit Krüppelwalm in rötlicher Dachdeckung.
Zur Stärkung der Ortsmitte und auch grundsätzlich wird empfohlen, die konsequente bauliche Einordnung des Innenbereichs fortzuführen. Hierfür sollten Rahmenvorgaben entwickelt werden, die auch eine strukturierte Entwicklung der Umnutzung von Nebengebäuden sicherstellen. Im Hinblick auf die örtlichen Gewerbe- und Handwerksbetriebe besteht eine Herausforderung darin, Entwicklungsbereiche zu definieren, in denen Konflikte mit der Wohnbevölkerung minimiert sind.
Die Kommissionsmitglieder halten es außerdem für wichtig, das Energiekonzept für das Siedlungsgebiet unter Berücksichtigung einer vorausschauenden Erfolgsberechnung weiterzuentwickel.
Fachbereich 4: Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft
Das Dorf ist insgesamt gut eingegrünt und die übernommenen Eichen fügen sich schön in das Dorfbild ein. Einige alte Obstsorten, Wildblumenfelder und das Harzer Höhenvieh als alte Haustierrassen bereichern die ökologische Vielfalt im Ort. Die Integration gewerblicher Betriebe in die dörfliche Grüngestaltung ist aus Sicht der Bewertungskommission sehr gelungen.
Die Kommission sieht Handlungsbedarf in der Biotopvernetzung, die im Dialog mit den Nachbardörfern stärker in Angriff genommen werden sollte. Im Hinblick auf die kulturlandschaftliche Attraktivität Dudensens empfiehlt die Kommisssion, die Sandkuhlen stärker frei von Büschen und anderen zuwachsenden Pflanzen zu halten und sich mit den bestehenden Konflikten zwischen Moorschutz und Naturschutz auseinanderzusetzen.